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Evolution ohne Seele

Evolution ohne Seele

Für den Philosophen Jochen Kirchhoff geht der Transhumanismus, der Menschsein vom Bewusstsein und vom Leben abkoppeln will, in die Irre.

Der philosophisch gestimmte Mensch

Der Schweizer Journalist Roger Köppel hat in seinem Vortrag „Krieg und Frieden“ Anfang Mai 2023 in Zürich zu Beginn eine Stegreif-Analyse geliefert, die die Fragen der Meinungsfreiheit, des geistigen Klimas in der Schweiz und in Deutschland und der Diskursoffenheit zu den wesentlichen Fragen unserer Tage zum Inhalt hatte. Als engagierter, eloquenter Sprecher fast deklamatorischer Art führte er das berühmte Goethe-Zitat an: „Es irrt der Mensch, solang er strebt“ (3).

Köppel kam auf dieses Zitat zu sprechen, um die mittels Medienmacht unterstützte absolute Deutungshoheit von Institutionen und Einzelpersonen in der Öffentlichkeit zu kontrastieren und die scheinbare Alternativlosigkeit von Mainstream-Positionen etwa in Bezug auf den Russland-Ukraine-Krieg zu kritisieren. Auch die Transhumanisten kommen mit einem impliziten Absolutheitsanspruch daher und sind doch ganz offensichtlich Strebende. Könnten sie sich irren in ihrer einseitig technologisch orientierten Weltperspektive?

Die Weltläufte in ihrer ganzen derzeitigen Dramatik rufen geradezu nach einer nachvollziehbaren, aufklärerisch/nachaufklärerisch-philosophischen Grundhaltung als Massenphänomen. Wer sind wir wirklich? Was macht den Menschen eigentlich aus? Was wollen wir? Was will geschehen und zu welchem Zweck? Was ist der Sinn des Ganzen? Und: Gibt es noch Rettung für die sich endlos verstrickende Menschheit?

Ist er denkbar, der grundsätzlich philosophisch gestimmte Mensch, der der Entwicklung der Menschheit den entscheidenden Impuls zur Transformation auf eine höhere Ebene von Lebensbewältigung gibt?

Worauf läuft die Evolution hinaus?

Ken Wilber, der dem einen oder der anderen vielleicht bekannte amerikanische Philosoph und Bewusstseinsforscher, hat in seinem Modell der Bewusstseinsentwicklung auf die Möglichkeit einer von ihm so titulierten Prä-Trans-Verwechslung im Stufengang des Bewusstseins hingewiesen — ein genialer, fast mythischer Gedanke. Gemeint ist damit, dass auf jeder Entwicklungsstufe des menschlichen Bewusstseins, der archaischen, der magischen, der mythischen und der mentalen, Regress und Progress und entsprechende Verwechslungen möglich sind in Abhängigkeit von der Wahrnehmung und den Wahrnehmungsentscheidungen des Einzelnen.

Man kann sicher mit Recht sagen: Es gehört zu den genuinen Aufgaben des Menschen auf seinem Bewusstwerdungsweg, die Richtung der Entwicklung von Leben und Bewusstsein, den Richtungssinn zu erkennen und dem zu entsprechen.

Kennen wir den Richtungssinn der Evolution auf der Erde? In seiner ganzen Qualität und in seiner „einfachen“ Komplexität? Worauf läuft die Evolution hinaus?

Technikträger Menschheit

Die transhumanistische Vision der Verschmelzung von Mensch und Maschine beziehungsweise Digitalität kann als Regress, als ein Zurück-Impuls hin zu einer mineralischen Bewusstseinsstufe des Seelischen mit den Mitteln der Abstraktionsfähigkeit des mentalen Bewusstseins gedeutet werden. Die permanente Interaktion von Mensch und Maschine/Implantat im zeitlich nicht eingeschränkten Kontakt kann als eine unbewusste Verweigerung der möglichen geistigen Aufwärtsbewegung des Menschen verstanden werden, was sich in der prothetisch-digitalen Berührung mit dem konkret wie symbolisch permanent anwesenden Mineralreich in den Implantaten und Zubehören widerspiegelt. Ausnahmen wie Herzschrittmacher und Prothesen — die gewissermaßen nur Verlorengegangenes korrigieren — bestätigen die Regel.

Wer im Technischen, ins Technische hinein einen sozusagen unverzichtbaren Selbstentwicklungsraum konstruiert, wie das Transhumanisten tun, hat den lebendigen Innenraum als Ort und Medium von Entwicklung aufgegeben, wenigstens implizit. Der Mensch funktioniert dann in der Folge im Prinzip nur, wenn das Technische einwandfrei funktioniert. Er wird zum Mitfunktionierenden, zum Technikträger. Die ohnehin in der gesellschaftlichen Grundorientierung des Westens überbetonte Komponente des Funktionierens des Einzelnen im Gesellschaftsgefüge soll regelrecht an und in ihm, nun technisch unverrückbar und jederzeit den Einzelwillen übersteuernd, verwirklicht werden.

Wer wird geboren?

Wenn man die mittlerweile fast zum alltäglichen Straßenbild gehörige Verwendung von Kopfhörern unvoreingenommen wahrnimmt, dann entsteht der Eindruck, entweder wächst aus dem Menschen schon eine Ohrantenne, oder es führt etwas Technisches in den Menschen hinein. Technisches „Zubehör zum Menschen“ kann man nun an jeder Ecke erwerben.

Man fragt sich bei den Bestrebungen, die derzeit propagiert werden: Wird der Mensch als Ganzes bald in der Gebärmuttersimulation hergestellt werden können? Bist du noch Muttergeborener oder schon ein „Kind der neuen Zeit“ — ein künstlich befruchteter An-uterus-ianer?

Wer Jochen Kirchhoffs vielfach geäußerten Erörterungen der Situation des Menschen liest, der stößt unter anderem auf einen der wunderbarsten und entwaffnendsten Impulse in der Philosophie: Halten wir uns ernsthaft für nur Geborene? (4) Haben wir tatsächlich so sehr unsere eigentliche Herkunft und unseren Daseinsgrund, in doppeltem Sinne, vor uns verborgen, dass wir uns vollständig — und darum geht es — mit dem Körperlichen, Leiblichen, Ichhaften identifizieren und also davon ausgehen, dass es das Ursächliche, das Uninkarnierbare, das Seelische nicht gibt? Dass wir es nicht immer, Geburten hin, Tode her, sind?

Die Uneinlösbarkeit der transhumanistischen Ziele

Dass die Optimierung und Höherentwicklung in der transhumanistischen Lesart so gar nicht eintreten kann und die angestrebte Verschmelzung von Mensch und Maschine den blanken Horror hervorbringen würde, lässt sich denken und auch feststellen: Wir sehen zum Beispiel an den desaströsen Auswirkungen der mRNA-Gentherapien, dass neutechnologische Dinge auch aus dem Ruder laufen, sicher auch laufen sollen, um weitere neue „Lösungen“ präsentieren zu können und das Schwungrad der „permanenten Verbesserungen“ unaufhaltsam, permanent, in Drehung zu halten. Von der Beherrschbarkeit der „optimierten“ Menschen, Pflanzen, Tiere, — es sollen auch ganze Planeten sich dem Beherrschungswahn fügen — ganz zu schweigen. Und was würde man wohl in der transhumanistischen Logik auf dem Mars veranstalten, wenn man es könnte? Einen „Transgarten Eden“ erbauen aus den Restrohstoffen, die nach der als Besiedelung bezeichneten Plünderung des Planeten noch übrig bleiben?

Wissenschaft als Grundlage der technizistischen Ideologie

Die de facto realisierte und funktionstüchtige „Wissenschaftsdiktatur“ (siehe Kommitee der 300) — und das sollte neben allen politischen Auseinandersetzungen im Blick bleiben oder in den Blick kommen — beruht letztlich auf den Weichenstellungen der ersten modernen Physiker, Newtons und Galileis, den Anfängen der modernen Naturwissenschaft. Transhumanismus ist nur auf den Prämissen der abstrakten Naturwissenschaft denkbar.

Die heutigen Vertreter des Wissenschaftsbetriebs leugnen den metaphysischen Ursprungsraum aller Erscheinung nicht immer, erklären ihn jedoch in der überwiegenden Mehrzahl für praktisch irrelevant in Hinsicht auf die aufzufindenden und anzuwendenden Gesetze der Natur. Eine durchschlagende akzeptierte Kritik dieser abstrakten Naturwissenschaft, die die Herrschafts-Kosmologie des angeblich unbelebten Alls mitabräumt, würde auch das pathologisch anmutendende, allerdings Mensch und Welt vollumfänglich sehr konkret bedrohende Trugbild eines technisch verbesserbaren Menschen zum Einsturz bringen.

Transhumanismus, beruhend auf dieser Wissenschaftsdiktatur, ist hierbei eindeutig Werkzeug einer Politik, die im Letzten auf endlich verstetigbare, technokratisch organisierte Machtverhältnisse hinausläuft. So sehr die Ideologen dieser Denkrichtung meinen, sie allein seien am Ruder des notwendigen Fortschritts, so sehr sind auch sie nur Helfershelfer von Machteliten und verdanken lediglich ihrer spezifischen Rolle als Schrittmacher im Gesellschaftsspiel mediale Aufmerksamkeit, Geld und wirtschaftliche Macht.

Am Beispiel der Pandemieplanungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Vertragsabschluss für Mai 2024 geplant (5), kann man deutlich sehen, dass die wissenschaftlichen Narrative, die auch dem Transhumanismus zugrunde liegen, im Letzten nichts anderes sind als potenzielle wie auch reale Hebel zur Errichtung von totalitären Weltregierungsstrukturen.

Das WHO-HUB in Berlin, gegründet 2021 mit Beihilfe von Spahn und Merkel, ist im Besonderen eine Nahtstelle dieses Gesundheitsregimes zu wirtschaftlichen wie machtpolitischen Zwecken. Über das dort installierte Monitoring der „Pandemiebekämpfung“ wird unter anderem genauestens mitverfolgt, inwieweit die Gen-Therapien Verbreitung finden. Diese dienen bekanntermaßen einer möglichst unbemerkten gezielten Bevölkerungsreduktion und den im Massenexperiment erzielten „Forschungsergebnissen“ in Bezug auf die gentherapeutisch manipulierte Steuerung der menschlich-lebendigen Biologie. Die Abgrenzung einer im Hintergrund agierenden Kaste, die sich den „Behandlungen“ entziehen kann, versteht sich von selbst.

Der Umbau der Schöpfung

Transhumanismus, in der Biotechnologie aufbauend auf dem „Umbau“ der Zellstrukturen, dient letztlich einem in letzter Konsequenz anvisierten Komplettumbau der Schöpfung, einerseits aus dem Drang, das unerkannte Schöpfungsbild zu verbessern, andererseits um Kontrolle in nie dagewesener Form zu ermöglichen. Was nicht geordnet ist, muss und soll nun der ordnenden Hand der Technoiden gehorchen.

Das wird im Kirchhoff-Video zum Transhumanismus besonders stark herausgearbeitet, und es wird die Frage gestellt: Was wird vom Transhumanismus und der Naturwissenschaft ganz grundsätzlich am Lebendigen nicht verstanden? Dass etwas nicht verstanden wird, ist eindeutig. Dass wir als Kollektiv etwas grundsätzlich missverstehen, ist überdeutlich: Allein die Zahl der neu geplanten Atomkraftwerke (AKWs) als Zeichen der weiteren Mega-Technisierung spricht Bände (6). Von einer aus dem Verständnis der lebendigen Vorgänge wirklich erwachsenden Kultur und Wirtschaft, gar von einer planetaren „Politik des Lebens“ kann nicht die Rede sein.

Wir haben als Menschen überwiegend ganz offenbar keine Ahnung davon, was die Quelle allen Daseins in ihrer Unerschütterlichkeit und universalen, alle Seinsebenen durchdringenden Intelligenz mit uns vorhat. Mit uns und mit unserer Hilfe. Die Menschheit missversteht ihr Dasein und Werden und läuft so immer wieder in die Falle von Heilsversprechen und Ideologien in auch selbstverschuldeter Unmündigkeit.

Brauchen wir diesen scharfen Kontrast zum eigentlich Menschlichen?

Für uns selbst stellt sich die Frage: Ist es erst der zugleich fürchterliche wie lächerliche Kontrast zwischen der Mensch-Maschine digitaler Steuerung und gentechnisch veränderter Körperstruktur und der Ur-Lebendigkeit des natürlich Gegebenen, des Naturkulturmenschen, der uns ein Erkennen unserer selbst quasi per Notverordnung und im äußersten Moment der Bedrohung ermöglicht? Führt erst der denkbar schärfste Kontrast zu einem Wandel des geistigen Klimas und der tagtäglichen Lebenspraxis von bisher unvorstellbarer Mächtigkeit und Unaufhaltsamkeit, den es doch bräuchte, wenn sich etwas zum Guten wenden soll?

Mathematik — der unmögliche Grenzfall des Realen

Das scheinbar pur mathematisch Berechenbare, auf dass sich die jetzigen Wissenschaften und der Transhumanismus stützen, muss noch richtig und grundsätzlich ins Blickfeld geraten. Die Suggestivkraft der mathematischen Modelle und Formeln in Bezug auf ihren Erklärungsanspruch muss gebrochen werden.

Mathematik möchte ich dabei als unmöglichen Grenzfall des Lebendigen, Realen kennzeichnen: Die bloße Zahl ist ein ontologisches Fast-Nichts, der bloße Punkt erst recht. Die blanke Linie — unauffindbar, gleichwohl erdenkbar und zu praktischen Zwecken anwendbar. Wie soll also eine erdachte Hilfswissenschaft wie die Mathematik, die an sich ontologisches Quasi-Niemands- und Nirgendsland darstellt, Entwicklung steuernd auf ontologisch Reales einwirken können beziehungsweise es einem substanziellen Erkennen zuführen? Das ist unmöglich. Nichts gegen Statistiken. Nichts gegen Modellierungen. Es sind und bleiben im besten Fall hilfreiche Abbilder der Realität. Sie berühren nicht oder nur indirekt das Wirkliche.

Das Wirkliche berühren, das kann nur die „innere Mathematik“, der pulsierende Rhythmus der Schöpfung selbst, dem wir bisher nur höchst anfänglich auf die Spur gekommen sind mit unserem der erinnernden Hinführung bedürfenden Erkenntnisvermögen (7). Während wir dem geistig-seelischen Rhythmus des Lebens alles verdanken, verdampfen wir ihn im abstrakten Denken zu fadenscheiniger Begründungsmacht von Geld- und Fall- und Formelzahlen.

Falsches Selbst und die Erschwerung des seelischen Weges

Es ist deutlich, was in tieferer Absicht auch durch den Transhumanismus erreicht werden soll: die Erschwerung des Seelenwegs der Menschen durch die Verkörperungen mittels einer Verstümmelung und Vergiftung der biologischen Matrix des physischen Menschseins, seiner psychischen Verortungen und auch seiner leiblichen Integrität, wenn man denn schon Reinkarnation als Mittel der natürlichen Höherentwicklung nicht aufhalten kann. Der Weg der wirklichen Menschwerdung soll bereits als Möglichkeit abgeschnitten werden, falls machbar ein für alle Mal. Ein teuflisches Ansinnen, gewiss.

Bei der „Verschmelzung“ von Mensch und Maschine, die nur eine wie eng auch immer ausgeführte Kombination von Mensch und Maschine sein kann, selbst mit Nanotechnologie, ist von dem Versuch einer Verlagerung des Selbst oder einer „falschen Selbst-Erweiterung“ zu sprechen.

Der Mensch braucht im Grunde ja gar keine materielle Technik, um sein Bewusstsein zu erweitern, sein unmittelbares Dasein zu vervollkommnen, sondern nur Aufmerksamkeit, innere Konzentration und Tätigkeit wie auch die Geduld des Schöpfungsorientierten in der Auseinandersetzung mit natürlicher und sozialer Umwelt im normalen Lebensgang.

Buddha ohne Handy

Ich stelle mir vor: Gautama Shakyamuni läuft barfuß auf den staubigen Wegen am Himalayarand von Dorf zu Dorf. Jeder Schritt führt ihn tiefer in das Geheimnis hinein, das er schon als junger Mann kurzzeitig hatte aufleuchten sehen, um ihm unter dem Bodhibaum auf überwältigende Weise, ihn für immer verwandelnd, zu begegnen. — Die Anti-Buddhas à la Musk und Harari sind derweil damit beschäftigt, ihre elitären Selbstrettungsfantasien in Marsbesiedelungs-Hirngespinsten und Bevölkerungsreduktions-Faschismen auszuleben; dabei sind sie sich selbst bereits näher als nah, so wie du und ich auch.

Dort, in der Nähe zu sich selbst, wäre und ist Rettung, Transformation, Heilung, Leben überhaupt nur möglich. Dort, in sich, in uns selbst und gespeist vom Unnennbaren, der ewigen Quelle allen Lebens. Dort, wo der Kosmos zu Hause ist, in dem es urlebendig und widerstreitend zugeht, ohne Zweifel. Aber nur in diesem Kosmos kann Leben gelebt, gedacht und erkannt und verantwortlich mitgestaltet werden.

Zum „kosmischen Menschen“, einem lebendigen, empathischen, auf das Wohl der Schöpfung ausgerichteten Menschen, der sich der metaphysischen Bereiche zumindest gedanklich bewusst ist, sie bejaht und das Hineinwachsen in ein tieferes Gewahrsein auch aller subtilen Lebenssphären praktisch anstrebt, gehört die Konzentration auf ein unbedingtes Innen, der Prozess zunehmenden Selbstseins — so paradox das klingen mag. Der Transhumanist ist gezwungen, sich auf ein pures Außen, in dem Materie und Selbstsein verschmolzen sind, zu beziehen, das es aus seiner Sicht und vom Standpunkt des linearen Verstandes aus, zu verbessern gilt, da dieses Leben todesanfällig und kontrollwiderständig erscheint.

Der Humanismus als Voraussetzung des transhumanistischen Menschenbildes

Die Missverständnisse des menschlichen Daseins beruhen auch auf dem traditionellen Humanismus im oder vor dem Transhumanismus: der Verabsolutierung der menschlichen Entwicklungsstufe seelischen Bewusstseins als Krone der Schöpfung, der damit verbundenen impliziten und expliziten Leugnung höherer Lebensformen, höherer Intelligenzen.

Der Mensch ist absoluter Endpunkt für den Humanismus. Und insofern ist der Transhumanismus, der sich nicht explizit auf den Humanismus beruft und ihm doch mitentstammt, direkte Konsequenz, denn die Schubkraft der Transzendenzfrage lässt sich nicht einfach aufheben durch ein Verweilen beim „absoluten Menschen“. Sie braucht ihr Fahrwasser. Und wenn man den Weg zu den höheren Intelligenzen nicht finden und einschlagen will, dann bleibt in grober Verwechslung der Entwicklungsrichtung nur der Weg zurück, der Weg in Richtung Mineralisches, aus dem der Mensch durch Pflanze und Tier wohl einst aufgestiegen war, wie die transzendentale Naturphilosophie annimmt (8).

Der Transhumanist verwechselt sein Selbst mit seinem sterblichen Teil, dem Körper und dem sterblichen Ich, und nimmt so nur einen Teil von sich für das Ganze als wirklich. Er produziert dieses Verwechslungs- und Reduktionsspiel in seiner Seele, die in der Erscheinungswelt alles, was überhaupt ist, zu erblicken vermeint.

So wie es die „moderne Gesellschaft“ in ihren äußeren Formen auch wie selbstverständlich tut, ganz egal, was im Einzelnen an „Spirituellem“ vorgeht.

Unsterblich sein oder werden

Das Technische soll für den Transhumanisten in der Perspektive die Sterblichkeits-/Unsterblichkeitsfrage beantworten. Das setzt voraus, dass die materielle Sphäre selbst unsterblich ist oder wäre. Ist sie das? Man darf wohl annehmen, dass die Kosmologen des Big Bang zumindest darüber nachsinnen, ob es nicht ein Gegenstück zum Big Bang, einen Big Crunch, geben kann und muss, weil sich zur Annahme der hypothetischen Ausdehnung eines an sich absurden Urknall-Universums leicht die Möglichkeit einer Abschwächung der Ausdehnung und dann einer Gegenbewegung gesellt.

Alle Beobachtungen lebendiger Vorgänge und der Analogieschluss auf Sein und Werden des ganzen Universums legen eine derartige Pulsation dann nahe. Gäbe es also diesen Big Crunch, dann wäre dem Unsterblichkeitsprojekt der Transhumanisten schon jetzt ein Verfallsdatum eingeschrieben. Der absolute Anfang in der Singularität legt ein Ende des Universums nahe. Das wäre dann auch das Ende des Transhumanisten. Oder hält man ein ewiges Schwingen von einer Singularität zur nächsten für möglich? Dann müsste der Transhumanist durch den jeweiligen Nullpunkt einer Singularität hindurch. Als wer er da wohl herauskäme?

Unsterblichkeit wird mit Sinn assoziiert. Nur wenn es eine Permanenz gibt, ist eine Bezüglichkeit möglich, die aufrechterhalten werden kann. Sinn ist Bezug. Wenn ich davon ausgehe, dass alles endlich ist, dann ist auch alles müßig, gewissermaßen sinnlos, es sei denn, mir gelingt es, der absoluten Endlichkeit einen befriedigenden Sinn zu verleihen, was in Graden ja möglich und gang und gäbe ist. Allerdings: Nur die Unendlichkeit und auch die Unsterblichkeit gewähren philosophisch befriedigenden und unaufhebbaren Sinn, also Bedeutung, Ziel, Zweck und Wert.

Ist das so? Oder haftet der unendlichen Ewigkeit auch eine Sinnlosigkeit an? Der Gedanke an eine unendliche Entwicklung des Bewusstseins ist unfassbar wie faszinierend zugleich und sichert die Sinnfrage schon logisch ab. Die Weisheitstraditionen aller Kulturen vermitteln uns, dass es einen nur transzendental erfassbaren Sinn gibt, der sich dem Strebenden nach und nach erschließt. Wir suchen nach Sinn, weil es ihn gibt. Er ist es, der uns suchen lässt. Wonach? Nach uns selbst. Wir gehen von Sinn aus. Wir folgen ihm. Wir sind Sinn, der sich selbst finden und veredeln kann.

Wenn ich das bejahe, Unsterblichkeit mit Sinn identifiziere, dann ist klar, dass wohl auch Transhumanisten auf ihre Weise nach Sinn streben. Das Altern und Sterben des Menschen soll für sie auf verschiedenen Wegen überwunden werden. Gleichwohl bringen sie ihre Sinnvorstellung aus sich selbst heraus, aus ihrem korrigierenden Denken sozusagen nachträglich in den an sich sinnvollen Weltprozess ein, der auch zu ihnen geführt hat; während die meisten Menschen von einer Welt ohne Sinn ausgehen, die es lediglich zu genießen, zu durchlaufen, zu erdulden gilt.

Sinn und Erlösung der Natur

Denken wir darüber nach, inwieweit alles Dasein einer Sinnstruktur entspringt, diese entfaltet, manifestiert, erkennt und bewusst miterfüllt — in steter Demut für das Verwobensein in die Urintelligenz, die diese Sinnstruktur anscheinend ewig und unendlich hervorbringt.

Das Mysterium des Seins ist und bleibt „bestimmbar unergründlich“. Menschen setzen traditionell und aus gutem Grund auf den Weg nach Innen: Er hat die hohen Kulturleistungen der Menschheit, die das Leben feiern, sozial gestaltbarer machen, verschönern, erleichtern und im Prozess der „Erlösung der Natur“, des Bewusstseins, eine enorme und tragende, vermittelnde Rolle spielen, überhaupt hervorgebracht. Beispiel: Was sind angelegte Parks und Schlossgärten, richtig verstanden und genutzt, anderes als Orte der erweiterten Kommunion von Mensch und Natur, wo der Mensch ordnend und lenkend der Natur zur Seite steht, ihrem inneren, seelischen Wachstum wie der kultivierenden Entwicklung der äußeren Form dienend?

Keineswegs polemisch gefragt: Was lernen die Baustoffe, wenn sie zu einem Haus werden? Was die Erden, wenn sie, zu Porzellan geworden, uns als Teller und Tasse im Alltag dienen? Welche Wirkung hat das In-Dienst-Genommenwerden des Mineralischen, des Pflanzlichen und des Tierischen auf das hinter diesen Seinsstufen stehende Geistig-Seelische, das uns so Verwandte, weil durchlebt Durchschrittene? Auch das im engeren Sinne Technische unterliegt — vorausgesetzt, es findet in einem sinnvollen Rahmen statt — einem „Lernprozess“ und erlaubt uns Menschen, schöpferisch zu sein, was sich ihm wiederum einprägt. Wem? Fragen dieser Art, konsequent gestellt, bringen nach und nach völlig andere Beziehungen zu den Lebensformen hervor und bestimmen die Interaktion neu: vom Seelischen her, das allen Erscheinungen zugrunde liegt.

Der Pfad der schöpferischen Verbindung von Mensch und Technik ist spätestens mit den Auswüchsen der Industriegesellschaften nicht mehr beschritten worden; in groben Zügen darf man das konstatieren. Im Detail gab und gibt es natürlich auch sinnvolle Entwicklungen. Das von uns hier benutzte Medium ist, wie bekannt, nicht frei von einer im Moment kaum aufhebbaren Janusköpfigkeit.

Vom Upload des Geistes

Der von Transhumanisten anvisierte, erträumte und kollektiv visionierte Upload des „Geistes“ des Menschen ist überhaupt nur denkbar, wenn das Geistige als Epiphänomen des Materiellen vorgestellt wird, das ontologisch auf derselben Ebene zu finden ist. Ist der Geist ontologisch anders geartet als die Materie, dann gibt es bestenfalls den Upload von manifesten Äußerungen des Geistes, aber nicht den Upload des Geistes selbst, weil die Ebenen nicht zueinander passen. Man müsste den Geist von außen als ein dem Materiellen Adäquates zu fassen bekommen — das ist unmöglich —, gleichwohl kann man den Lebensodem samt Seele aus dem Körper vertreiben.

Zauberlehrlinge

Interessant ist, dass Nick Bostrom, einer der vordenkenden Ideologen des Transhumanismus und Mitbegründer der weltweiten Organisation der Transhumanisten, sich in einem Statement (9) darüber besorgt, dass man doch bitte ja den zweiten Schritt macht, den der gedanklichen Absicherung des KI-Projektes, vor dem Erreichen der Singularität, dem vorgestellten Moment des Überbordens der Megatechnik in eine Art „Übernahme“ der Steuerungsfunktion des gesellschaftlichen Gesamtprozesses.

Es irritiert für einen Augenblick, dass tatsächlich von Singularität die Rede ist. Die Astrophysiker verwenden diesen Begriff für den Moment beziehungsweise die Grundgegebenheit „vor“ dem sogenannten Urknall, die äußerste Reduktion alles Seienden auf einen unvorstellbar komprimierten Ausgangsszustand, eine Art omnipotentes Nichts, dem — wumms, vielleicht auch doppelwumms — der sich ausdehnende Kosmos verdankt.

Deutet sich hier, sprachlich den Delinquenten überführend, der unbewusst eingeschlagene Weg an: zurück in ein unangreifbares Nichts? Und ist hier nicht auf eindrückliche Weise die Urangst der Transhumanisten, die vor Zerstörung ihrer selbst, eingefangen? Ist nicht deutlich, dass sie nicht verstanden haben, dass die einzige Zerstörung, die dem Menschen auf dieser Seinsebene droht, nämlich der physische Tod, gar keine absolute Zerstörung darstellt, sondern eben eine Transformation unter Zurücklassung von Un-Wesentlichem, nicht zum Wesen des Menschen Gehörenden? Und äußert sich nicht in dieser Zielvorgabe des Übermenschlich-Technischen als Singularität, die als neue Fülle und qualitative Mehrmöglichkeit vorgestellt wird, eine seltsame Rückgebundenheit an ein Ursprüngliches? Wer oder was wäre dann der Herr dieses Vorgangs? Wer steuert diese Prozesse? Der Herr Zufall?

Bostrom jedenfalls will den zweiten Schritt möglichst vor dem von ihm fast befürchteten ersten tun: erst der KI den wie auch immer gearteten Rahmen schaffen, der ihre „Selbstentwicklung“ sozusagen auf ewig in Bahnen lenkt, die dem Menschen nicht schädlich werden können. Womit er den Gedanken der selbstständigen, den Menschen übersteigenden Intelligenz ad absurdum führt: denn der große Papa Mensch ist, so gedacht, immer anwesend für eine als völlig selbstständig handelnd vorgestellte Maschinerie. Sie entkommt ihm also nicht. Sie bleibt sein Kind. Und so ist es ja auch in der Realität. Auch die Tötungsdrohne wird hergestellt, gewartet und dereinst entsorgt oder umgearbeitet von Robotern, die irgendjemand in Gang setzt.

Man kann natürlich den infiniten Regress hier denkend ins Spiel bringen: Roboter setzen Roboter in Gang, die Roboter in Gang setzen, die Roboter in Gang setzen ... Lebenspraktisch gesehen ist das nicht realisierbar. Der Mensch, und sei es der elitäre Usurpator der Neuen Weltordnung (NWO), bleibt im Spiel. Sofern er sich nicht schon die Lebensgrundlagen zerstört hat. Wovor ihn die göttliche Schranke zwar nicht bewahrt, aber doch daran hindert, Tabula rasa destructionis wirklich umzusetzen. Wir Menschen können Teil dieser Beschränkung des destruktiven Wollens sein.

Andererseits fragt man sich, warum eine dem Menschen letztlich ja als überlegene Intelligenz vorgestellte Instanz nicht eines Tages zu neuen Wertsetzungen, neuen Leitplanken Zuflucht nehmen sollte, die den Menschen dann doch und endgültig überflüssig werden lassen sollten?

Eine seltsame Doppelfigur ist hier für den Betrachter der transhumanistischen Vorabsicherungen zu bewältigen: Das zu Erschaffende wird als grundsätzlich gefährdend oder gefährlich assoziiert. Das gilt es im Vorhinein an die Kandare zu nehmen. Was voraussetzt, dass Ross und Reiter zunächst unvertauscht — das Dienende: die Technik, das Lenkende: der Mensch — agieren und dass im Moment des Rollenwechsels, in dem der Mensch in die zweitrangige Position hinabgleitet und der neue Hegemon, die zu sich selbst erwachte Technik — ihr wird also das aufgebürdet, was der Mensch verweigert, nämlich unendliche Steigerung der Intelligenz —, die Weisungen des einstigen Lenkers seiner Geschicke als unverrückbar zur Kenntnis und ernst nimmt.

Wer ist die künstliche Intelligenz?

Unweigerlich stellt sich spätestens hier die Subjektfrage ein: Wer oder was ist die künstliche Intelligenz? Und der transhumane Mensch: Kann er grundsätzlich eine andere, ja höhere Subjektivität aus der Maschinenverbundenheit erfahren als die, die er bisher mitbringt? Liegt hier nicht eine gewaltige Fehlprojektion des technisch abgeirrten, dem Kosmos unverbundenen, fast schon „Ex-Menschen“ vor? Ist hier tatsächlich von einer echten, integrierten „technischen Subjektivität“ auszugehen? Jedenfalls wohl kaum auf der Höhe dessen, was einem Menschen durch Bildung und innere Selbstentwicklung möglich ist.

Wenn man sich selbst gut und ehrlich beobachtet, dann wird man immer wieder feststellen, dass man aus Urgründen — dem dialogischen Gesamtaufbau des Seienden, alles kommuniziert mit allem —jegliches technisches Gerät zunächst auch als ein „Gegenüber“ betrachtet, betrachten muss. Im Erfahren eines Gegenübers ist immer auch das Doppelgeschehen gegeben aus unserer notwendig und unvermeidlich erfolgenden Bewusstseinsprojektion und dem, was uns scheinbar oder real entgegenkommt. Wir setzen unbewusst die Wahrnehmungsmöglichkeit des Gegenübers voraus, wir erleben sie. Und Wahrnehmung ist Dialog, auf welche Weise auch immer das jeweilige Gegenüber „antwortet“.

Insofern ist die Vermutung einer sich herausbildenen Subjektivität des Technischen, zum Beispiel im Roboter, qua Umschlag von Quantität in Qualität zunächst nachvollziehbar, wenngleich sie die Grundüberzeugung, dass das Geistige sich aus dem Materiellen ableitet, geradezu in Übergröße exerziert: Irgendwann, wenn das Materielle sich genügend und wie von Geisterhand entwickelt hat, springt der — im Naturprozess menschliche — im Kulturprozess durch die technische Entwicklung dann eben künstliche Techno-Geist heraus. Ein bisher natürlich evolvierter Geist, der des Naturmenschen, hätte dann dazu beigetragen, wäre die Brücke, die nun, abgesichert natürlich, zu überschreiten sei.

Transhumanistische Ideologie als Machttechnik

Letztlich ist es auch banal: Die Tech-Konzerne wollen ihre einmal erreichte Machtposition nicht aufgeben, sich gar demokratisch einhegen lassen. Ähnlich wie die WHO zurzeit ihre totalitaristische Agenda vorantreibt, agieren auch die Digitalen. Eine „schöne neue Gesundheitswelt“ ist für beide der Omegapunkt ihrer Konvergenz. Fast möchte man den Treibern zurufen: Aber wie wollt ihr diese Macht dann schlussendlich teilen? Eine im Moment zur Seite schiebbare Frage. Man befindet sich gerade auf dem Weg, die Menschheit als Ganzes dauerhaft zu unterwerfen. Da arbeitet man am großen Ziel zusammen. Wer dann am Ende die totalkaiserliche Krönung erfährt, das kann man getrost in Schubladen hinein entwerfen. Das findet sich. Die, die die letzten Fäden ziehen, wissen es.

Das pyramidale Prinzip, das den Willen der vielen dem Willen eines sich absolut setzenden Geschöpfes unterordnet, ist seit frühesten Menschheitstagen im Bewusstsein der Menschheit verankert (10). Es lässt sich, geschickt verschleiert, immer ansprechen.

Die Diskussion über die transhumanistische Singularität ist in jedem Fall verlogen. Denn natürlich werden diejenigen, die in vielfältiger Weise an den Hoffnungen der „Kunden“ auf Unsterblichkeit und technische Optimierung verdienen, sich nie und nimmer die Fäden freiwillig aus der Hand nehmen lassen. Man kann davon ausgehen, dass ihnen die große Illusion zumindest halb bewusst ist. Und natürlich hält man sich gern pseudophilosophierende Hofnarren, die die hippen Agenden herausposaunen können, damit man sich schon mal daran gewöhnt. Das transhumanistische Geistesgift wurde und wird gekonnt eingeträufelt — über Medien, Bildung und „Lebenskultur“.

Das Ideologische als Mittel zum Zweck

Das Ideologische des Transhumanismus ist, wie alles Ideologische, immer nur Mittel zum Zweck und verdient insofern doppelte Entkleidung: einmal im Durchdenken der gedanklichen Voraussetzungen (11) und der vorhersehbaren Folgen bei Praktizierung des Gedachten. Und ebenso in der Frage nach dem Sinn und Zweck der jeweiligen Ideologie, nach ihrem Nutzen und ihren Nutznießern. Die grüne Ideologie ist keineswegs Selbstzweck: Sie dient den Machtinteressen derjenigen, die sie losgelassen und gelenkt haben beziehungsweise als Lenkungsmittel verwenden (12) — und das sind immer gut getarnte Verhinderungs- und Zerstörungsimpulse, also „involutive Aktivitäten“.

Das grüne Projekt dient dem Totalitarismus der New World Order, der absoluten Beherrschung der Menschen wie auch des Planeten als Ganzem. Das dürfte mit den jetzigen Regierungsvertretern oder eher „Nicht-Volksvertretern“ in Deutschland endgültig klargeworden sein. Das grüne Projekt ergänzt die transhumanistische Agenda und bezieht sich vielfältig auf sie: gentechnisch veränderte Nahrungsmittel, sogenanntes Geo-Engineering, technische Regelung und Erfassung aller Lebensäußerungen für die Ermöglichung eines Lebensstils der das Klima schützt und so weiter.

Dass für den Aufbau von Ideologien oft sinnvolle Impulse und notwendige Umdenkungsprozesse gekapert wurden und werden, gehört mit zum Spiel der Demagogen aller Zeiten. Ausführende und Beglückte spielen nur mit im Spiel, wenn sie mit „Plausibilizismen“ hingehalten werden — solange man sie braucht.

Der Mensch, das Gewohnheitstier

Das Andocken an Gewohnheitswünsche des Menschen ist geschickt. Gewohnheit ist ein auf hinreichenden Wiederholungen beruhendes, Vertrauen aufbauendes Verhalten, das sinnvolle Routinen ermöglicht, die der Lebensbewältigung dienen. Niemand ändert sie gern.

Das Spiel mit dem Einschleichen von Gewöhnungen, zum Beispiel an eine permanente technische „Entwicklungsumgebung“ und ihre ständige Optimierung durch regelmäßige wie überraschende Updates, ist eine ausgeklügelte Möglichkeit, den Menschen in Abhängigkeiten zu bringen und ihn dort zu halten. Sind sie einmal Kulturkonsens, erzwungen oder halb freiwillig, können sie nur schwer ausgehebelt oder beendet werden.

Der Mensch, das Auslaufmodell

Der Mensch ist in transhumanistischer Denkart ja ein Auslaufmodell. Er ist damit schon eingereiht in eine technizistische Betrachtung, eine Maschinisierung alles Lebendigen, bevor er wirklich zur Maschine wird. So wie es bereits bei Descartes gedanklich angelegt war: Menschen und Tiere sind nur als Maschinen zu verstehen und als solche am besten zu reproduzieren und zu steuern.

Da kommt nun die maschinell-technisch-digitale Optimierung eigentlich nur konsequent daher: Man will es nicht damit bewenden lassen, denn man ist zu Höherem berufen. Und so wird die Schöpfung „an die Hand genommen“ und soll zu neuen Höhen geführt werden, die sie aus sich heraus nicht erreichen könnte, blind und zufällig, wie sie angeblich durch die Jahrmillionen agiert.

Der Mensch trifft eine Wahl

Die große Verwechslung der Sinn-Richtung, die dem menschlichen Geist als Möglichkeit zur Entscheidung mitgegeben ist, tritt hier noch einmal deutlich hervor. Versteht der Mensch, dass er tatsächlich ein individuiertes Potenzial sich selbst transzendierenden Bewusstseins ist, das es zu aktivieren, zu pflegen, zu kultivieren gilt, und zwar an sich und somit ohne jede Beifügung – man denke an Gautama Buddha unterm Bodhibaum? Oder verliert er den roten Faden der archeteleologischen Ordnung der Menschwerdung aus den Händen und sucht in verirrtem Verkennen eine Lösung für die Transzendenzfrage, die Evolutionsfrage, im scheinbar eigenständig realen Außen und konsequent irgendwann im Technischen? Mit allen Un-Menschlichkeiten, die dann notwendig zum Tragen kommen, weil nicht mehr der Mensch als ganzes Wesen im Mittelpunkt steht, sondern nur eine Außenwelt, der vollständig anzugehören er gezwungen werden soll?

An der Reinform der Textaussagen und dem konkreten persönlichen Auftreten der Protagonisten lässt sich immer noch am besten ablesen, wer oder was hier in die Arena der Auseinandersetzungen um den Kurs der Menschheit getreten ist: Menschen, die sich in den Möglichkeiten des Geistes verirrt haben und eine regressive Vorstellung vom Entwicklungsweg des Menschen als Lösung und Fortschritt ansehen und verkaufen. Dabei verkaufen sie sich selbst, ihre Seele — und die Seelen der ihnen anheimfallenden Menschen gleich mit.

Was kann uns retten?

Der lebendige Geist des Daseins, wie er sich in Natur und Mensch zum Ausdruck bringt, im einzelnen Gestirn wie im unendlichen Kosmos, kann dieser Verwirrung und Verirrung Einhalt gebieten durch seine Wahrheitskraft, die sich im Einzelnen je nach Fassungs- und Ausdrucksvermögen, Mut und Kraft manifestiert. Aus ihm, dem Geist des Ganzen wie des Einzelnen, erwächst die machtvolle Transformationskapazität des „Kairos“, des Zeitpunkts, an dem ein Umschwung der Menschheitsbelange überhaupt ins Feld der Möglichkeiten treten kann. Wann wird das sein? Wie oft haben das Menschen schon gefragt?

Wir haben teil an diesem Geist, und er fordert uns auf, unser Scherflein beizutragen zum großen Werk der Erfüllung des Bewusstseinsweges auf Erden. In diesem sind das Mysterium des Daseins und seine Gesetze in eine schöpferische Einheit eingebunden in der Spannung von evolutiven und involutiven Kraftströmen, die ihr Ringen fortwährend exerzieren — in jedem von uns und in allem, was ist. Die Auseinandersetzung mit dem Wahngebilde Transhumanismus kann und sollte auch als Ausdruck dieses Ringens in den Blick genommen und schöpferisch bewältigt werden, wenn das noch möglich ist. Ist es das?

Singen wir ein Lied des Lebens, „das in allen Dingen schläft“ und sich eben nicht in Nullen und Einsen ausdrückt, sondern in unmittelbaren klanglichen Gebilden. Bleiben wir in liebevollem Kontakt zu unseren Mitmenschen und nehmen wir unser volles Potenzial als Menschen, so weit wie uns möglich, wahr.

Dann brauchen wir keine Ersatz-Ideologien à la Transhumanismus, dann gibt es keine Notwendigkeit für rastlosen Pseudofortschritt. Dann besteht eine Chance auf friedliche Entwicklung und ein lebendiges Miteinander im kosmischen Werden, und schöpferische Bewusstseinsentwicklung kann Allgemeingut werden und planetarische Normalität. So wie es auf zahllosen anderen bewohnten Planeten in den unendlichen Weiten des Kosmos sicher der Fall war, ist und sein wird.

Anhang

Hier nun die „Transhumanistische Erklärung“ von 2009. Meine ganz persönlichen Kommentare folgen Punkt für Punkt.

Die „Transhumanistische Erklärung“ (13)

Die „Transhumanistische Erklärung“ wurde ursprünglich 1998 von einer internationalen Gruppe von Autoren verfasst: Doug Baily, Anders Sandberg, Gustavo Alves, Max More, Holger Wagner, Natasha Vita-More, Eugene Leitl, Bernie Staring, David Pearce, Bill Fantegrossi, den Otter, Ralf Fletcher, Tom Morrow, Alexander Chislenko, Lee Daniel Crocker, Darren Reynolds, Keith Elis, Thom Quinn, Mikhail Sverdlov, Arjen Kamphuis, Shane Spaulding, und Nick Bostrom. Diese Erklärung wurde im Laufe der Jahre von mehreren Autoren und Organisationen abgeändert. Sie wurde vom Vorstand von Humanity+ im März 2009 angenommen.

1. Die Menschheit wird in der Zukunft von Wissenschaft und Technologie tiefgreifend beeinflusst werden. Wir sehen die Möglichkeit, das menschliche Potenzial zu erweitern, indem wir das Altern, die kognitiven Defizite, das unfreiwillige Leiden und unsere Begrenztheit auf dem Planeten Erde überwinden.

Kommentar:

Die Menschheit wird und wurde von Wissenschaft und Technik tiefgreifend beeinflusst. Das war 2009 und ist heute Gegenwart. Die transzendentale Naturphilosophie kritisiert diesen Einfluss in den geistigen Fundamenten von Wissenschaft und Technologie. Es ist nicht wünschenswert, dass dieser Status andauert.

Das menschliche Potenzial sollte sich wirklich entfalten. Allerdings nicht, indem das Altern überwunden wird, sondern indem das Altern weise gestaltet wird und in seinen Möglichkeiten erkannt und genutzt wird.

Die Begrenztheit auf unserem Planeten kann nur geistig-seelisch aufgehoben werden. Alle anderen Versuche, die Gebundenheit an den Planeten zu „überwinden“, sind durch die Gegebenheiten des Kosmos sehr wahrscheinlich zum Scheitern verurteilt und in der Form etwa von Astronautik im Prinzip nur sehr begrenzt möglich und auch gar nicht sinnvoll. Kein einziges Problem der Menschheit von entscheidender Relevanz ist seit dem Aufkommen der Raumfahrt gelöst worden.

Kognitive Defizite sollten in erster Linie durch eine gesunde, harmonische Bildung und nährende Beziehungen bearbeitet werden, unfreiwilliges Leiden durch Heilkunde und psychosomatische Prophylaxe sowie gesunde Lebenspraxis.

2. Wir glauben, dass das Potenzial der Menschheit noch weitgehend unausgeschöpft ist. Es gibt mögliche Szenarien, die zu wunderbaren und äußerst lohnenden verbesserten menschlichen Bedingungen führen.

Kommentar:

Verbesserte menschliche Bedingungen: Hier sind Cyborg-Menschen und gentechnisch manipulierte „Züchtungen“ eugenischer Art zu vermuten. Diese Wege sind abzulehnen, denn sie führen nicht an das kardinale Erkenntnis- und Lebensbewältigungsproblem des Menschen heran und sind auch implizite Mittel der Totalkontrolle über die Menschheit durch Human-Technologien; der Mensch als Schnittstelle, der Mensch als lenkbare Maschine, die ins pseudokollektive Netzwerk „eingeklinkt“ werden kann, das sind gefährliche, die menschliche Subtanz unmittelbar angreifende Vorstellungen.

3. Wir erkennen an, dass die Menschheit ernsthaften Risiken ausgesetzt ist, insbesondere durch den Missbrauch neuer Technologien. Es gibt mögliche realistische Szenarien, die zum Verlust des meisten oder sogar des gesamten Wertes führen, den wir besitzen. Einige dieser Szenarien sind drastisch, andere sind subtiler. Obwohl jeder Fortschritt ein Wandel ist, ist nicht jeder Wandel ein Fortschritt.

Kommentar:

Ein Einschub zum Ruhigstellen: Macht euch keine Sorgen, wir wissen um die Risiken der neuen Technologien und so weiter. Aber damit ist der Weg schon vorgegeben, und nur noch die Modi dürfen verhandelt werden. Es ist aber für uns Menschen wichtig, diesen Weg als falsch und abgründig zu vermeiden beziehungsweise diese Vorgabe jetzt abzuweisen, wenigstens geistig.

4. Es müssen Forschungsanstrengungen unternommen werden, um diese Aussichten zu verstehen. Wir müssen sorgfältig abwägen, wie wir die Risiken am besten verringern und vorteilhafte Anwendungen beschleunigen können. Wir brauchen auch Foren, in denen die Menschen konstruktiv darüber diskutieren können, was getan werden sollte, und eine Gesellschaftsordnung, in der verantwortungsvolle Entscheidungen umgesetzt werden können.

Kommentar:

Klingt nach Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen für den transhumanistisch schon angefärbten Akademiker. Die Abwägung ist wenig glaubwürdig in einem finanzkapitalistischen System, in dem gemacht wird, was man machen kann, wenn es Geld bringt. Die eingeräumten Foren sind schon geframte Angelegenheiten, die eher der Optimierung des Gewollten und der Ausschaltung von Widerständigem dienen dürften.

5. Die Verringerung existenzieller Risiken und die Entwicklung von Mitteln zur Erhaltung von Leben und Gesundheit, zur Linderung schweren Leids und zur Verbesserung der menschlichen Voraussicht und Weisheit sollten als dringende Prioritäten verfolgt und stark finanziert werden.

Kommentar:

Die Verringerung existenzieller Risiken — wie wäre es, wenn wir bei Kriegen anfangen, die Industriegesellschaft transformierend abbauen und Computer auf den Müll hauen, wenn sie die trojanischen Pferde der jahrzehntelangen Technisierung bis in die privatesten Sphären hinein darstellen? Das wäre die Verringerung existenzieller Risiken. Die Existenzphobie der Transhumanisten, die hier spricht, will sich dann auch noch ordentlich finanzieren lassen.

6. Die Politik sollte sich von einer verantwortungsvollen und umfassenden moralischen Vision leiten lassen, die sowohl die Chancen als auch die Risiken ernst nimmt, die Autonomie und die Rechte des Einzelnen respektiert und sich mit den Interessen und der Würde aller Menschen auf der ganzen Welt solidarisch zeigt und für sie eintritt. Wir müssen auch unsere moralische Verantwortung gegenüber den künftigen Generationen berücksichtigen.

Kommentar:

Die Politik ist in vieler Hinsicht nicht in der Lage, das zu tun, was sie tun sollte; sie ist es, zumal in Zeiten zunehmenden Korporatismus, strukturell nicht. Die salbungsvollen Worte sind nichts wert. Der anklingende Moralismus ist heute Realität und ist als Steuerungsmittel der Menschheit völlig ungeeignet — es sei denn, man will sie Werten unterwerfen, die sich in diesem Prozess regelmäßig in Luft auflösen.

7. Wir setzen uns für das Wohlergehen aller empfindungsfähigen Wesen ein, einschließlich der Menschen, der nichtmenschlichen Tiere und aller künftigen künstlichen Intelligenzen, veränderten Lebensformen oder anderen Intelligenzen, die durch den technologischen und wissenschaftlichen Fortschritt entstehen können.

Kommentar:

„Nichtmenschliche Tiere“ rekurriert natürlich auf den Menschen als Tier. Das ist eine typische „Tierrechtsaussage“, die in ihrer indirekten Bezüglichkeit smart und wie selbstverständlich daherkommt. Die aufhebende Überschreitung der tierischen Anteile des Menschen als Aufgabe des Menschen kommt so gar nicht erst in den Blick. Der Mensch soll ein Tier unter anderen sein und bleiben. Alle künftigen künstlichen Intelligenzen werden zu den empfindungsfähigen Wesen dazugerechnet. „Veränderte Lebensformen“ und andere „Intelligenzen“ werden als legitimiert angesehen. Technologischer und wissenschaftlicher Fortschritt, noch dazu dieser Art, wird gesetzt. Diese Arten des Fortschritts stehen jedoch in unauflösbarem Widerspruch zu einer Welt des Friedens und der schöpferischen Entwicklung. Das kann man nicht oft genug betonen, ohne daraus unerfüllbare Ansprüche an den Einzelnen abzuleiten. - Wir brauchen ein ganz neues Verständnis von Entwicklung statt der Fortschreibung einer Ideologie des unvermeidlichen wie notwendigen Fortschrittes in der jetzigen Form.

8. Wir sind dafür, dass der Einzelne die Möglichkeit hat, selbst zu entscheiden, wie er sein Leben gestaltet. Dies schließt den Einsatz von Techniken ein, die entwickelt werden können, um Gedächtnis, Konzentration und geistige Energie zu unterstützen; lebensverlängernde Therapien; Technologien zur Auswahl der Fortpflanzung; kryonische Verfahren und viele andere mögliche Technologien zur Veränderung und Verbesserung des Menschen.

Kommentar:

Sie setzen sich netterweise für eine Selbstverständlichkeit ein. Wie fortschrittlich. Die dann genannten Technologien sind samt und sonders Vergehen gegen die Schöpfung und führen ins Nichts. Wieder stechen die eugenischen Zeichen heraus, und die „Verbesserung“ des Menschen kann nur aus der gentechnischen Manipulation und digitaltechnischen Übersteuerung herrühren. Damit sind klare Weichenstellungen in eine Geist und Seele leugnende und langfristig abtötende Grundstruktur gemacht.

Insgesamt lesen wir eher einlullende Worte, die viel Spielraum lassen für den technologischen Totalitarismus und eine anzustrebende endgültige Technisierung aller Lebensformen. Auffällig sind die pseudominimalen Ausführungen; man fragt sich: Was wird alles nicht zum Ausdruck gebracht, bewusst und unbewusst verschwiegen?


Quellen und Anmerkungen:

(1) Videogespräch Jochen Kirchhoff und Gwendolin Walter-Kirchhoff, „KI und Transhumanismus als Bedrohung des Lebendigen“
(2) Film von Victoria Knobloch, „HOMO DEUS- HOMO MORS“, https://vimeo.com/ondemand/homodeus?embedded=true&source=vimeo_logo&owner=137901189
(3) Roger Köppel: Vortrag „Krieg und Frieden“. https://www.youtube.com/watch?v=r7uhx8hvd0o
(4) Jochen Kirchhoff: entsprechende Passagen zu Geburt und Wiedergeburt in „Die Erlösung der Natur“ und „Die Anderswelt“ in Erörterung der Tiefenidentität des Menschen
(5) WHO-Pandemievertraglichkeiten in Vorbereitung, Silvia Behrendt im Gespräch: https://www.youtube.com/watch?v=uif_kEBQv-w
(6) Siehe https://de.statista.com, Anzahl der geplanten AKW in verschiedenen Ländern, Stand 2023
(7) Helmut Krause: „Vom Regenbogen und vom Gesetz der Schöpfung“
(8) Hierbei wird davon ausgegangen, dass ein sinnvoller Entwicklungsweg des Seelischen durch alle Naturreiche im Menschsein mündet, dort erkannt und das Menschsein durch Eigenanstrengung transzendendierend fortgesetzt werden kann.
(9) Nick Bostrom: https://www.youtube.com/watch?v=MnT1xgZgkpk&t=878s
(10) Uli Fischer: „Die Kugel rollt“, https://kosmos-mensch-und-erde.ulifischer.de/blog/2021/03/12/die-kugel-rollt/
(11) Tom-Oliver Regenauer: https://www.manova.news/artikel/klima-kartelle-und-korruption
(12) Videogespräch Jochen Kirchhoff und Gwendolin Walter-Kirchhoff, „KI und Transhumanismus als Bedrohung des Lebendigen“
(13) https://www.humanityplus.org/the-transhumanist-declaration


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